112 und Dir wird geholfen
28. August 2024Frauenpower
6. September 2024Rückblick
Dieser Text steht auf dem Kalenderblatt für diese Woche, hatte ich allerdings erst gestern, nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus „entdeckt“. Entgegen meiner Gewohnheit hatte ich das vorherige Blatt nicht gleich Montag in der Früh abgerissen. Tja, hätte ich das schon am Montag gelesen, hätte ich mich gefragt, was das soll.
Mein Leben läuft derzeit doch richtig gut. Bis auf die Knie bin ich fit und auch diese werden langsam besser. Die Einsendungen zum Literaturpreis laufen, das Rahmenprogramm ist festgezurrt. Arbeit ist entspannt, Einzelzimmer momentan, was will ich mehr.
Und dann kam der Dienstagabend und der Ruf nach 112. Und dann fand ich mich in der Notaufnahme im Klinikum in Burgebrach wieder. Hatte Diskussionen mit der Schwester hinsichtlich der Frage, wo einfacher Blut abzunehmen sei. Sie machte ihr Ding, weil, das machen sie immer so, es kam natürlich kein Blut links. Ein fetter blauer Fleck ist noch länger Erinnerung… Also rechts. Inzwischen bin ich aus dem Krankenhaus entlassen, der Zugang ist seit gut 42 Stunden entfernt und meine rechte Hand ist dick und geschwollen, schmerzt. Kommt das von der absolut lieblosen Behandlung der Schwester oder hätte ich diese Symptome auch so entwickelt? Es ist müßig darüber nachzudenken.
Halbwegs mündige Patienten haben es in Krankenhäusern schwer. Fragen sind erlaubt, werden aber ungerne gehört. Beanstandungen stören den Alltag.
Ich lag zunächst in einem Zimmer ohne Gardinen, nachts wurden meine Mitpatientin und ich jedes Mal gestört, wenn im Nebenzimmer das Licht anging. Alle anderen Zimmer hatten Gardinen. Will ich auch. Tja, erst Ausrede, dann zeigte ich auf die anderen Fenster und siehe da, ich durfte umziehen. Die Diskussion hätte ich allen Beteiligten gerne erspart, aber…
Im nächsten Zimmer lagen noch Sachen der Vorgängerin, die im Kühlschrank waren wohl noch älter. Auch da wurde der Hinweis von mir zwar umgesetzt, aber… Inzwischen galt ich als schwierig. Klar.
Meine Versicherung gibt keine Versicherungskarte aus. PUNKT. Ist so, kann ich trotz wiederholter Nachfrage nicht ändern. Die Verwaltung wollte eine Versichertennummer am vorletzten Tag, ich hatte keine. Dann ein Vorschuss von 1.000,00 € täglich, zahlbar sofort. Wo steht das? Keine Antwort außer „Das machen wir immer so!“. Meine Antwort, meine EC-Karte hat diese Deckung nicht. „Nehmen Sie Kreditkarte?“ „Ja.“ „Gut. Ich zahle aber erst beim Auschecken.“ „Was verstehen Sie an dem Wort Vorschuss nicht?“ „Alles.“ Nein, nicht lustig. Ich war und bin zahlungswillig und zahlungsfähig, aber ich will wissen wo es steht und ob ich diese Bedingungen in der Notaufnahme, unter Schock stehend, tatsächlich unterschrieben habe.
Als ich diesen Disput meiner Freundin in München kurz mittteilte, war ihre Lösung ganz einfach: Ruf da doch an, lass Dir Deine Versichertennummer geben, gut ist. Ja, so machte ich es und gut war. Egal, ob die Kostenübernahmezusage rechtzeitig zur Entlassung vorliegen würde oder nicht. Nur mit dieser Nummer war ich plötzlich vom Vorschuss befreit. Unabhängig auch davon, daß damit ja nur maximal 50 % der Kosten gedeckt sein würden. Bürokratie versus gesunden Menschenverstand. Aber vielleicht ist mein Menschenverstand krank?
Ich bin entlassen, habe zwei Diagnosen und zumindest auf die Magenschleimhautentzündung wäre ich nie selbst gekommen. Die sehr geringen Beschwerden der Vergangenheit erkenne ich erst im Rückblick und mit dem Wissen von heute als solche! Hinterher ist frau schlauer, trifft hier voll ins Schwarze.
Was nehme ich sonst noch mit aus Burgebrach außer einer sehr teuren, nicht erstattungsfähigen Taxiquittung für die Rückfahrt? Es war gemütlich dort, es ist ein kleines Krankenhaus, die Pflegekräfte wirkten die meiste Zeit entspannt, das ist viel wert. Die Ärzte kompetent, auch wenn meine Antwort auf die Standartverbote wie kein Alkohol, kein Kaffee, kein Nikotin, keine fettigen, salzigen und stark gewürzten Speisen sie nur kurz aus der Routine brachte. Nämlich “Mache ich so wieso nicht!“ Also, was soll ich ändern? Ratloses Schweigen. Da war dann plötzlich auch keine Zeit mehr für eine tiefer gehende Analyse meiner Essgewohnheiten oder Lebensumstände. Tja. Tee und Teein können vielleicht mit Kaffee verglichen werden, sagte mir dann der Assistenzarzt auf Nachfrage. Aber mehr wusste er auch nicht. Zudem liegen die Laborergebnisse noch gar nicht vor. Statt am Essen kann es sich auch um Bakterien handeln, die meine Magenschleimhaut reizen oder eine chemische Reaktion auf Cortison und Ibuprofen sein. Das sagte mir erst Dr. Google und dann auf Nachfrage meinerseits der Arzt. Patientinnen sind manchmal eine Last. Und die letzten beiden Möglichkeiten sind bei mir sehr viel wahrscheinlicher…
Die Pflegenden, sehr viele mit Migrationshintergrund, sprachen alle gutes Deutsch, dass ist heutzutage in Kliniken auch nicht selbstverständlich. In Haßfurt war es jedes Mal, wenn ich in den letzten Jahren in der Notaufnahme war, deutlich anders.
Ich hätte diese Woche so nicht gebraucht, das stimmt. Aber andererseits würde mir auch etwas fehlen, was ich tatsächlich in den wenigen Tagen schätzen gelernt habe: Der Zuspruch von Freunden und Freundinnen und auch von noch unbekannten Personen auf Instagram. Das tut gut, mir zumindest. Denn ich hatte meine Geschichte auch dort gepostet, um anderen ein Vorbild zu sein. Oder so. Die 112 anzurufen ist mir sehr schwergefallen, aus verschiedensten Gründen, einer davon ist nicht ernst genommen zu werden. Bei dem einen Sanitäter war es auch tatsächlich so. Aber alle anderen Menschen, mit denen ich an dem Abend zu tun hatte, haben mich bestärkt, in einem vergleichbaren Fall dasselbe wieder zu tun. Es könnte ein Ernstfall sein. Herzinfarkt bei Frauen hat deutlich andere Symptome als bei Männern. Dessen sollten wir Frauen uns immer bewusst sein! Und hoffen auf eine Ärztin in der Notaufnahme zu treffen. Kein Scheiß, sondern statistisch bewiesen!
Der Tag beginnt langsam, später fahre ich entspannt zu einer Lesung in den neuen Bundesländern, Thüringen. Und treffe mich dort mit Autorinnen, die bei meinem Award mit machen wollen. Darauf habe ich mich schon seit Monaten gefreut! Und dann ist diese Woche auch um 😊