Vorbei

Nur noch einmal schlafen
7. März 2025
Nur noch einmal schlafen
7. März 2025

„Ayla Richter Froschkönigin Award“

Nachlese

Die erstmalige Verleihung des „Ayla Richter Froschkönigin Awards“ ist Vergangenheit.

Wunschtraumerfüllung der besonderen Art.

Zur Einstimmung auf diesen Text habe ich mir gerade eben den Teil meiner Rede angehört und -gesehen, den meine Cousine gerettet und konserviert hat. Den Teil, in dem ich die für mich wichtige Bedeutung des Wortes „Froschkönigin“ erkläre. Am Internationalen Frauentag 2025.

Cool. Souverän. Die Frau, die da voller Energie auf der Bühne stand, das war ich. Ohne Konzeptpapier, nur wenig geübt, kamen die Worte aus dem Hirn direkt in den Mund, in den Saal zu den Anwesenden.

Überwiegend Frauen, wie es bei einem Event dieser Art sein sollte. Lacher! Ja, pointiert mein Vortrag. Ich ruhte in mir selbst. Kein Zögern, kein Zagen. Kolleginnen im Publikum beobachtet, ja, klappte wunderbar. Zeit eingehalten, Beifall genossen und dann das Feld den Profis überlassen. Dem Moderatorenteam „Tabutanten“.

Neben Tanja Kinkel sitzend, die nun folgende Zeit genießend. Chor „Mädelsabend“, ganz normale Frauen wie Du und ich halt. Eine war kurz vorher noch so freundlich gewesen den Reißverschluss meines Kleides zu schließen. Des ersten Kleides in meinem Leben, welches ich mir selbst und vor allen Dingen allein gekauft hatte. Und es passt zu mir. Es glitzerte und glänzte. Nicht viel, aber genug. Grün für den Froschköniginnen-Anteil in mir. Für diesen Teil meiner Seele, der endlich frei fliegen konnte und durfte.

Denn als ich auf der Bühne stand, war ich voll in meinem Element. Das war „Meins“. So sehr wie noch nie etwas vorher in meinen Leben, zumindest kann ich mich auch rückblickend an nichts Vergleichbares erinnern. Ja, ähnlich war das Betreten des australischen Bodens vor ca. 15 Monaten. Aber nur ähnlich.

Meins! Die gesamte Veranstaltung. So, wie ich mir im Laufe der letzten Monate, denn es ist ja weniger als ein Jahr her, dass aus einem über 40 Jahre alten Traum Wirklichkeit wurde. Meins.

Mit Buchmesse und vielen Selfpublisherinnen. Ja, zwei Autoren waren auch dabei. Männer, die mein Projekt, mich und damit ihre Autorinnen-Kolleginnen vorbildlich unterstützten. Denn das war die Ausnahmen, nicht die Regel wie ich im Laufe der letzten Monate feststellen musste. Männer fördern Frauen eher selten, wenn es ausschließlich um Frauen geht. Höflich ausgedrückt.

Mega zufriedenstellend die ganze Veranstaltung. Ich könnte jetzt darüber lamentieren, was ich nicht hatte, nämlich einen tollen Stand, um meine eigenen Bücher zu präsentieren. Zeit, mich mit meinen Gästen, die teilnehmenden Autorinnen, zu unterhalten. Ich habe ja nicht einmal die liebevoll aufgebauten Buchstände und Dekorationen in Echt bewundern können. Aber dafür gibt es Fotos. Zeit um Durchzuschnaufen hatte ich auch nicht, dazu waren vor Ort zu viele Dinge noch zu erledigen, am besten gleichzeitig. Wie Interview führen und versuchen einem älteren Ehepaar durch Hilfe noch Karten online zu verkaufen. Klappte nach fast 10 Minuten, ja. Rundgang durch den gemieteten Saal, um anschließend ein Protokoll zur Brandgefährdung oder so ähnlich zu unterschreiben…

T-Shirt Ausgabe, denn ich hatte mir überlegt, allen Teilnehmerinnen ein T-Shirt mit der Froschkönigin drauf zu schenken. Aber wie kommen diese Teile geordnet von A nach B? Egal. Plötzlich tauchten aus dem Nichts Frauen auf, die fragten „Wie kann ich helfen?“ Kurz eingewiesen und schon war ich wieder weg. Delegiert. Total die Kontrolle abgegeben und es funktionierte trotzdem.
Meine Cousine übernahm später den Verkauf meiner Bücher, cool. Ist Familie, bin ich ja fast selbst. Es war wunderbar, wie alle mit angepackt haben.

Die Tischverteilung für die Buchmesse musste ich mehrfach an die sinkenden Teilnehmerzahlen anpassen und daher umdisponieren. Klappte hervorragend. Auch morgens um kurz nach 8.00 Uhr meine Bitte an eine teilnehmende Autorin, ihre Kontaktdaten hatte ich griffbereit, eine befreundete Autorin, von der ich wusste, dass sie kommt, zu bitten ihre Bücher mitzubringen. Spontan, kurz vor deren Abreise, ich hatte freie Fläche, die belegt werden musste. Hat super geklappt!

Es war eine sehr harmonische Stimmung im Saal, die gesamte Zeit über. Die Frauen genossen es sichtlich im Zentrum der Aufmerksamkeit der wenigen Besucher zu stehen, sich auszutauschen und zu vernetzen.

Und ich wuselte in den drei Stunden rum, irgendwie wirklich gebraucht wie für das Interview. Oder wirklich zufällig am Einlass stehend für die Begrüßung meiner Ehrengästin Tanja Kinkel, die wirklich Punkt 12.00 Uhr zu Beginn der Buchmesse erschien. Wie toll ist das denn? Ja, dass sie kommen und einen Part bei der Preisverleihung übernehmen würde, schon, aber so früh, um sich in Ruhe einen Überblick über die winzige dort vorhandene Selfpublisher-Szene zu verschaffen? Mega tolles Gefühl. Meins. Ich habe es geschafft Tanja Kinkel, Bestseller-Autorin, zu unserer Veranstaltung zu bringen.

Ja, dieses Event ist ein „unser“ trotz allem „meins“ Ein Geben und Nehmen im Gleichgewicht. Rund. Diese Frauen, die dort ihre Bücher ausstellten und auf eine der tollen Trophäen von Antje Schönberg hofften, diese Autorinnen halfen mir, meinen Wunschtraum zu erfüllen. Keine Autorinnen, die ihre Bücher einreichen, keinen Buchpreis. So einfach ist das. Keine Jurorinnen, kein Siegerbuch, keine Trophäe. Es war ein Zusammenspiel. Und dafür gab ich mein Bestes, meine Zeit, Ideen und Geld.

Ja, ich habe alles selbst finanziert, einen großen Batzen aus der königlichen Schatztruhe entnommen, so what? Ich kann Geld später eh nicht mitnehmen, aber diese Zufriedenheit von Samstag, die wird mich deutlich länger begleiten. Fünfstelliger Betrag, ja, aber was habe ich dafür bekommen? Hilfsbereitschaft, Unterstützung in Worten und Taten, die Erkenntnis, was ich alles kann, wenn ich will. Ein paar richtig geile Bücher. Wärme und Zuneigung, denn ich durfte tolle Frauen kennenlernen. Feststellen, dass ein großer Teil der Besucher vielleicht auch „nur“ meinetwegen gekommen war. Von sehr weit weg wie Hamburg oder Stelle oder näher wie München oder Haßfurt. Wertschätzung meiner Person gegenüber, die bekomme ich geschenkt. Die kann ich mir nirgendwo beim großen A oder woanders kaufen.

Gestern erhielt ich eine Nachricht einer Ex-Chefin, deren Weggang wirklich ein Verlust für mich war. So eine „menschliche“ Frau. Sie bedauerte, dass sie nicht kommen konnte, der Rückreiseverkehr… Aber wie sei es denn gewesen? Ich meine, es ist ja nicht so, als ob wir täglich Kontakt hätten oder wenigstens Weihnachten und zum Geburtstag Grüße austauschen würde. Und ich erzähle ein bisschen, Sprachnachricht, schicke ein paar Fotos. Und bekomme den Satz zurück „Ich bin stolz auf Sie!“ Ey, das ist mehr als ich von meiner Familie bekommen habe! Die bis auf Cousine, tausend Dank, und Sohn, ebenfalls tausend Dank, schlicht weg nicht anwesend war. Ich habe drei Schwestern, zwei lebende Elternteile und 9 Nichten und Neffen… Nobody here. Aber meine Ex-Chefin ist stolz auf mich! Da kamen dann die Tränen. Da fing ich an zu begreifen, was ich in den letzten Monaten, Wochen, Tagen so geleistet hatte. Als mein Freund aus Hamburg wenig später von seinem Gang zu den Sanitärräumen zurückkam, waren die Tränen zwar getrocknet, aber inzwischen fließen sie wieder.

Wunschtraumerfüllung enthält Risiken und Nebenwirkungen, ja. Und es hilft die Seele zu heilen. Der Frosch ist übrigens das Krafttier für „Heilung und Wandlung“. Besinnung auf das Wesentliche. Auf das Hier und Jetzt. Auf das, was da ist, und nicht das, was fehlt! Auf das, was gut läuft anstatt was hätte ich besser machen können. Mehr Werbung, andere Werbung. Mehr verkaufte Karten, mehr Besucher, ja vielleicht. Aber dann wäre es auch eine andere Veranstaltung geworden. Und die, ich erlebt hatte, war gut.

Ich hatte eine eigene Künstlergardrobe zum Umziehen, echt cool. Nur war dann eben, im Gegensatz zur Damentoilette, niemensch da, um den Reißverschluss zu schließen oder später noch wichtiger, wieder zu öffnen. Mein linker Arm lässt sich immer noch nicht strecken, da fehlen dann halt immer noch ein paar Zentimeter.

„After Work Party“, ja, für mich war dieser Tag, dieser Samstag Arbeit, und irgendwie auch nicht. Teil des Ganzen. Wichtiger Teil eines Ganzen, ja, vielleicht, okay, sicher, aber eben Teil eines Ganzen. Nur gemeinsam war es möglich dieses Event auf die Beine zu stellen. Jede/r hatte seinen Part, ihren Anteil. Abends hatte ich dann Zeit für ein paar Gespräche. Für Erinnerungsfotos, müde und erschöpft, aber total glücklich. Früh waren wir dann wieder zu Hause, weit vor acht Uhr abends. Kaputt. Alles war so unwirklich.

 Auf Instagram trudelten die ersten Storys, Fotos und Reels ein. Da bin ich gewesen? Ja, sicher, ab und zu war ich tatsächlich erkenne. So tolle Frauen habe ich getroffen? Ja!

Tanja Kinkel hat der Bamberger Preisträgerin ihre Trophäe überreicht. Sie saß die gesamte Zeit über neben mir. Oder ich neben ihr, das wissen wir nicht so genau. Aber als ich merkte, dass auch sie mit ihrer Jahrzehnte Langen Erfahrung im Rampenlicht angespannt wurde, als ihr Auftritt nahte, beruhigte es mich.

Und was waren es für menschliche Auftritte der Autorinnen mit dem Siegerbuch. Fünf von acht waren live vor Ort. Drei konnten nicht, zwei wurden gekonnt von der Bauchrednerin Anne & Hase vertreten. Was für eine Großmut. Hofft selbst in einer Kategorie auf eine Trophäe und nimmt stellvertretend für zwei andere diese in die Hand nur um am Ende leer auszugehen. Ich wusste dies, als ich sie fragte, sie selbst wusste es nicht, denn die Siegerbücher waren bis zur öffentlichen Verkündung ein Geheimnis!

Also lagen Enttäuschung bei der einen und Freude bei der anderen unter Umständen sehr dicht nebeneinander, wenn vorher noch ein Tisch auf der Messe geteilt wurde.

Die Freude berührend zu sehen, jedes Mal wieder. Fünfmal Emotionen pur. Auf der Bühne. Sichtbarkeit. Drei Minuten Ruhm für das eigene Werk. Unbeschreiblich, was da in den Gesichtern der Autorinnen zu lesen war. Ich saß in der ersten Reihe, ich konnte alles sehen. Und dann diese wunderschönen Keramiktrophäen selbst. Schwerer als manche Autorin in diesem Moment tragen konnte.

Ja, dafür hatte sich meine Mühen der letzten Wochen wirklich gelohnt. Obwohl „lohnen“ irgendwie ein falsches Wort ist. Denn es geht nicht um Lohn oder Verdienst. Es geht um Anerkennung, Respekt vor der Leistung, Sichtbarkeit. So sein zu dürfen, wie wir gerade in dem Moment sind. Oder wie sagte die eine Preisträgerin „Ich laufe immer so rum. Hätte ich gewusst, dass ich gewinne, hätte ich etwas anderes angezogen.“ Ja, klar, aber warum? Warum meinen wir einen Preis nicht in Alltagkleidung entgegennehmen zu dürfen? Frage ist rhetorisch, ich kenne die Antwort.

Eine Zuschauerin machte mir, uns allen, ein sehr großes Kompliment: „Sie haben echte Frauen auf die Bühne geholt!“ jede, die diesen Satz hörte, wusste sofort, was diese Dame meinte. Echte Frauen, so, wie wir in dem Moment waren. Ich in meinem Kleid, weil ich mich genauso in dem Moment fühlte. Andere so wie immer, toll. Was auch immer „so wie immer ist“. Kein Platz für Scham. Weder für die Tränen, die Figur, die Kleidung, die körperlichen Beeinträchtigungen oder eine schlecht sitzende Friseur. Wir Frauen waren unter uns, fast. Wir waren wir selbst. Ich im Kleid genauso wie in T-Shirt und Hose.

Oder mit Feenflügel, denn ich möchte den Auftritt einer weiteren Frau hier erwähnen, bevor alles später im grauen Nebel der Zufriedenheit verschwindet. Einem Gefühl, welches ich erstmals in Australien vor etwas mehr als einem Jahr erleben durfte.
Zufriedenheit, momentan in jeder Pore meines Körpers. Kommen wir zurück zu einer Frau, deren Instagram-Auftritt mich gestern zu Tränen rührte, als sie von mir sprach. Als sie sagte, warum sie letzten Dienstag, also ganz wenige Tage vor der Show, mit mir Kontakt aufnahm. Sie war über den Froschkönigin-Award gestolpert, Server geht nicht, Zeitvertreib, Fügung. Sie fände das alles so toll und sie würde sehr gerne etwas beitragen. Sie möchte etwas schenken, spenden, stiften, egal wie es genannt wird. Eine gesamte Hörbuchprodution, denn sie sei Hörbuchsprecherin. Wie geil ist das denn? Was ist das für eine Chance für ein Buch? Toll. Habe ich sofort angenommen, wohl wissend, dass eine Verlosung, zusätzlich in den Ablaufplan der Moderatorinnen eingebaut mindestens für Irritationen sorgen würde. Im Gegenzug bot ich ihr Ausstellungsfläche an, wenn sie persönlich kommen würde. In dem Moment keine Ahnung, wo ich die Fläche hernehmen sollte, egal. Und nur wenig später hatte ich die Zusage des Kommens. Cool. Und dann war ihr anscheinend ein Preis zu wenig. Am Ende wurden unter allen anwesenden Autoren (wir erinnern uns, zwei waren dabei) und Autorinnen, wenn sie denn wollten, drei Preise verlost. Drei sehr werthaltige Preise! Und auch hier gab es Emotionen pur.

Ja, Hanna Bludau, da hast Du den Gewinnerinnen ein sehr großes Geschenk gemacht. Und mir. Uns allen. Deine Spontanität ging direkt in mein Herz. Und wärmt es immer noch. Die Freude, die mir Dein Angebot bereitete. Gucke ich mir unseren Chatverlauf an, sie ist sofort wieder da. Nein, halt, sie ist gar nicht weg gewesen.

So viele Erinnerungen, so viele Einzelbilder, Schlussapplaus, alle Mitwirkenden auf der Bühne. Und dann kommt sie, eine Freundin, die erste neue Freundin nach dem Tod meines Mannes vor sieben Jahren und schnapp sich das Mikro. Einfach so. Einfach genauso, wie sie damals mit einer Flasche Wein vor meiner Tür stand und einfach nach der Witwe, also mir, sehen wollte. Ob es mir gut geht. Einfach so. Wann haben wir das letzte Mal etwas „einfach so“ gemacht? Aber zurück zum Thema.
Schnappt sich das Mikro, sagt, weil es ihrer Meinung mal gesagt werden muss und hält eine kurze Laudatio auf mich. Ja. Danke. Annehmen. Durchatmen. Stehen lassen. Sacken lassen. Danke. Tränen wegwischen. Immer noch Worte. Richtig irgendwie und irgendwie falsch. Denn ich mache ja nur, was ich kann. Wie ich es kann. Weil ich es kann. Anscheinend ist die Fremdwahrnehmung eine ganz andere! Genuss. Ich genieße den Moment. Die Freundschaft, die aus den Worten spricht. Den Mut, sich auf die Bühne zustellen und für mich zu sprechen. Den Applaus. Wir sind alle verbunden. Wir sind in aller Verschiedenheit eins. Wir sind viele! Wir sind Frauen! Wir sind alle Froschkönniginnen!

Und morgen auch noch. Und das fühlt sich verdammt gut an! Let’s go!