Die Freundschaft
4. Juni 2021
Das Wohnmobil
5. Juni 2021
parallax background
 

Schwimmbrille

 
Ohne meine Brille bin ich blind wie ein Maulwurf, fast. Umgerechnet minus 13 Dioptrien, da geht nicht mehr viel.
Seit letztem Sommer gehe ich wieder regelmäßig zum Schwimmen, 1000 m am Tag, wenn ich genug Zeit habe und das Wetter mitspielt. Ich schwimme ohne Brille, Abenteuer pur! Nur große Körper, grelle Farben kann ich sehen, ein bisschen über-trieben, aber nicht viel. Das heißt, selbst wenn ich mit dem einen und/oder anderen Menschen im Schwimmbad ein wenig plaudere, kann ich diese im realen Leben, z.B. angezogen, nicht wiedererkennen. Denn dort fehlt das Wiedererkennungs-merkmal wie ein roter Badeanzug oder die giftgrüne Badehose. Nur über die Stimme geht was, aber wenn nur stumm gegrüßt wird? Dann gelte ich schnell als unhöflich.

Um diesem Mangel abzuhelfen, war ich schon letztes Jahr beim Optiker meines Vertrauens, aber auch der konnte mir nicht helfen. Obwohl seine Werbung verspricht: Service, den man sieht! Wahrscheinlich, weil ich eine Frau bin…

Dieses Jahr war es schon sehr früh sehr heiß, was Menschenmassen in das Schwimmbad und den Chlorgehalt in die Höhe trieb. Rote Augen vorprogrammiert! Ein erneuerter Versuch beim Optiker brachte mir von diesem ein schuldbewusstes Lächeln und den Satz ein: „Ich habe schon an Sie gedacht, aber…“ Er wolle sich nun mit aller Kraft kümmern! Eine Woche später schaute ich spontan vorbei und erlebte die Überraschung des Monats! Eine Schwimmbrille in meiner Gläserstärke wartete auf mich! Gleich aufgesetzt, egal, was die anderen Kunden denken. Und ja, alles klar! Im wahrsten Sinne des Wortes, ich hatte den Durchblick! Toll!

Und das Beste? Die Brille hat mich wirtschaftlich nicht ruiniert, denn über den Preis sprachen wir vorher nicht, der war sekundär! Nur 69 €! Ab ins Schwimmbad und die Brille dann gleich live getestet.
Was für ein tolles, neues Lebensgefühl. Schwimmen dieses Mal mit allen Sinnen. Ich konnte mich gar nicht satt sehen, das Schwimmen war nur noch reine Fortbewegung, um mich von einer Ecke des Beckens in die andere zu bringen! Die Blumen am Beckenrand, was für ein Anblick. Die Menschen um mich rum, endlich konnte ich Gesichter erkennen. Gut, mancher Anblick hätte auch weiterhin verborgen bleiben können, aber der Rest? Hey, machte der Bademeister da gerade Faxen? Jep, aber klar! Super!

Inzwischen weiß ich auch, warum es immer heißt, dass das Schwimmbad saniert werden muss. Ich kann die Risse im Boden deutlich sehen, durch die Brechung des Lichts wie mit einer zusätzlich eingebauten Lupe. Was da alles im Wasser schwimmt? Meine Güte, so genau wollte ich das doch nie wissen!

Aber mit allen Sinnen macht das Schwimmen deutlich mehr Spaß. Und da ich jetzt die Menschen sehen und auch wiedererkennen kann, macht es auch Sinn bei frei möglicher Zeiteinteilung dann zu kommen, wenn die Anblicke am erfreulichsten sind. Also nicht morgens um 9.00 Uhr bei der „Rentnerschwemme“ da zu sein, sondern lieber mittags, wenn die durchtrainierten berufstätigen Herren da sind… Schließlich kostet Schwimmen dann auch nicht mehr😊

Und mein persönliches Highlight der Woche? Ich war das erste Mal in meinem Leben in einem See schwimmen. Denn jetzt kann ich ja das Ufer erkennen, abschätzen wie weit ich weg und draußen bin. Einfach nur schön, die kleinen Freuden des Alltags!