Der Coronamann
11. August 2021Besser sehen 2.0
27. Oktober 2021CHIFFRE INS GLÜCK?
Geschichten schreibt das Leben besser als jeder Roman, manchmal, vielleicht, oder auch nicht. Wer weiß das schon am Beginn?
Anfang Juli besuchte ich mal wieder eine meiner Freundinnen bei sich zu Hause. Am Telefon hieß es geheimnisvoll ‚sie hätte da was für mich‘. Ich war gespannt und überlegte meinerseits, was ich zu Tee und Kuchen mitbringen könnte. Am Ende wurde es meine neueste Kurzgeschichte, die ich ihr überreichte. Im Gegenzug bekam ich von ihr einen Umschlag und große Augen. Verschlossen, an sie adressiert. Ich guckte sie fragend an. Sie habe Ende Mai eine Anzeige in der Tageszeitung für mich aufgegeben, so ungefähr mit dem Text „Nordlicht sucht“. An mehr könne sie sich nicht erinnern, krankheitsbedingt habe sie die Sache auch vergessen, aber jetzt sei der Brief von der Zeitung mit den Antworten aufgetaucht, voila, hier ist er nun. Ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte. Mitfühlend oder übergriffig? Oder beides? Da saß ich nun und ja, wollte auf keinen Fall etwas Falsches sagen, also lieber gar nichts. Um die Situation zu überspielen, öffnete ich den Umschlag und fand vier weitere Briefumschläge vor, ein bisschen wie bei den russischen Matruschkas. Ein farbiger, bunter schöner Umschlag mit kompletter Anschrift und drei weiße, normale lediglich mit einer Chiffre versehen fielen auf den Tisch. Die Spannung stieg, ja, tatsächlich. Was würde in den Briefen stehen? Wer würde sich vorstellen? Wie lauteten die Antworten auf einen Anzeigentext, den ich nicht kannte? Nummer eins: Kariertes Papier, so wie aus einem Collegeblock gerissen, ein paar Zeilen fein säuberlich auf Englisch geschrieben, keine Unterschrift, Absender und Schreiber, keine Namensgleichheit, hm. Mein Englisch reichte für den Text aus, er wollte mich nachts neben sich in seinem Bett liegen haben, nein danke. Bestimmt nett gemeint, es war die Rede von einem kleinen Haus, Hobbys, aber Partnerschaft? Ich bei ihm übernachten? Nein, zur sehr mit der Tür ins Haus gefallen, vorbei, bevor es anfing! Der zweite Brief enthielt das „Collegepapier“ immerhin in liniert. Dasselbe in grün? Jaein, der Mann stellte sich auch ein bisschen vor und gab eine Telefonnummer an. Hm. Dritter Brief nahezu dasselbe Spiel: „Collagepapier“ in liniert, ein bisschen mehr Input, der Mann kam aus Schleswig-Holstein, lebte in Würzburg, klang schon ganz passabel, wenn nur nicht das billige Papier gewesen wäre! Denken Männer nicht nach, was für einen Eindruck das macht? Meinen sie wirklich, dass bei einer Antwort auf eine Anzeige nur der Wille zählt und nicht das „wie“? Oder wirklich zu geizig, okay zu sparsam, um echtes Briefpapier für wenige Cent zu erwerben? Es gibt doch nicht umsonst den Spruch: „Das Auge ißt mit!“ Okay, nicht länger darüber nachgedacht, dass konnte ich auch später noch, den vierten Brief geöffnet, der von einer Frau kam. Sehr viel Text, sehr nett geschrieben, echtes Briefpapier, aber ich hatte das Gefühl der Adressat war nicht ich.
So, und jetzt? Was mache ich jetzt oder auch später mit den Briefen? Nicht beantworten war und ist für mich keine Option, auch wenn ich mit der ganzen Sache gewissermaßen überrumpelt und überrascht wurde. Für mich hatten diese Menschen eine Antwort verdient. Also setzte ich mich am Wochenende hin und beantwortete den Brief der Frau ebenso höflich, aber ohne Aufmunterung, immerhin mit Absenderangabe. Der US-Amerikaner bekam eine kurze Absage per Karte, schließlich hatte ich eine Anschrift, wenn auch unter Umständen nicht die seine. Und da ich von den anderen beiden nur die Handynummern hatte, schrieb ich beiden eine kurze erklärende SMS. Die Antworten kamen prompt, ich war mehr als überrascht. Der eine fragte gleich nach meinem Alter, er suchte eine rüstige Dame. Nein, das bin ich definitiv nicht, rüstig. Und es waren mir auch zu viele Rechtsschreibfehler im Text, ich merkte, ich wurde wählerisch. Der andere, mit dem schrieb es sich flüssig, wir wechselten zum Nachrichtendienst „Telegram“, haben nicht nur noch Kontakt, sondern uns inzwischen auch tatsächlich getroffen. Irgendwie stand der Nachmittag aber unter keinem guten Vorzeichen, Schulterzucken, hm. Interessant genug für ein 2. Treffen aber allemal.
Inzwischen, Frau kommt aus dem Staunen nicht heraus, hat ein weiterer Brief des „Amerikaners“ den Weg zu mir gefunden. Text auf Deutsch, vereinfacht doch die Konversation deutlich, ein Hauch von Humor blitzt durch die wenigen Zeilen, vielleicht antworte ich doch noch einmal. Ach nein, wie ich mich kenne ganz bestimmt 😊
Chiffre ins Glück? Nein, ganz sicher nicht, aber dafür anderes wie Abwechslung, Abenteuer, ein Hauch von Spannung, offene Fragen (warum das billige Papier?), Zeitvertreib, neue Bekanntschaften, ein bunter Strauß an Möglichkeiten. Auf jeden Fall keine Niete!
Anfang Juli besuchte ich mal wieder eine meiner Freundinnen bei sich zu Hause. Am Telefon hieß es geheimnisvoll ‚sie hätte da was für mich‘. Ich war gespannt und überlegte meinerseits, was ich zu Tee und Kuchen mitbringen könnte. Am Ende wurde es meine neueste Kurzgeschichte, die ich ihr überreichte. Im Gegenzug bekam ich von ihr einen Umschlag und große Augen. Verschlossen, an sie adressiert. Ich guckte sie fragend an. Sie habe Ende Mai eine Anzeige in der Tageszeitung für mich aufgegeben, so ungefähr mit dem Text „Nordlicht sucht“. An mehr könne sie sich nicht erinnern, krankheitsbedingt habe sie die Sache auch vergessen, aber jetzt sei der Brief von der Zeitung mit den Antworten aufgetaucht, voila, hier ist er nun. Ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte. Mitfühlend oder übergriffig? Oder beides? Da saß ich nun und ja, wollte auf keinen Fall etwas Falsches sagen, also lieber gar nichts. Um die Situation zu überspielen, öffnete ich den Umschlag und fand vier weitere Briefumschläge vor, ein bisschen wie bei den russischen Matruschkas. Ein farbiger, bunter schöner Umschlag mit kompletter Anschrift und drei weiße, normale lediglich mit einer Chiffre versehen fielen auf den Tisch. Die Spannung stieg, ja, tatsächlich. Was würde in den Briefen stehen? Wer würde sich vorstellen? Wie lauteten die Antworten auf einen Anzeigentext, den ich nicht kannte? Nummer eins: Kariertes Papier, so wie aus einem Collegeblock gerissen, ein paar Zeilen fein säuberlich auf Englisch geschrieben, keine Unterschrift, Absender und Schreiber, keine Namensgleichheit, hm. Mein Englisch reichte für den Text aus, er wollte mich nachts neben sich in seinem Bett liegen haben, nein danke. Bestimmt nett gemeint, es war die Rede von einem kleinen Haus, Hobbys, aber Partnerschaft? Ich bei ihm übernachten? Nein, zur sehr mit der Tür ins Haus gefallen, vorbei, bevor es anfing! Der zweite Brief enthielt das „Collegepapier“ immerhin in liniert. Dasselbe in grün? Jaein, der Mann stellte sich auch ein bisschen vor und gab eine Telefonnummer an. Hm. Dritter Brief nahezu dasselbe Spiel: „Collagepapier“ in liniert, ein bisschen mehr Input, der Mann kam aus Schleswig-Holstein, lebte in Würzburg, klang schon ganz passabel, wenn nur nicht das billige Papier gewesen wäre! Denken Männer nicht nach, was für einen Eindruck das macht? Meinen sie wirklich, dass bei einer Antwort auf eine Anzeige nur der Wille zählt und nicht das „wie“? Oder wirklich zu geizig, okay zu sparsam, um echtes Briefpapier für wenige Cent zu erwerben? Es gibt doch nicht umsonst den Spruch: „Das Auge ißt mit!“ Okay, nicht länger darüber nachgedacht, dass konnte ich auch später noch, den vierten Brief geöffnet, der von einer Frau kam. Sehr viel Text, sehr nett geschrieben, echtes Briefpapier, aber ich hatte das Gefühl der Adressat war nicht ich.
So, und jetzt? Was mache ich jetzt oder auch später mit den Briefen? Nicht beantworten war und ist für mich keine Option, auch wenn ich mit der ganzen Sache gewissermaßen überrumpelt und überrascht wurde. Für mich hatten diese Menschen eine Antwort verdient. Also setzte ich mich am Wochenende hin und beantwortete den Brief der Frau ebenso höflich, aber ohne Aufmunterung, immerhin mit Absenderangabe. Der US-Amerikaner bekam eine kurze Absage per Karte, schließlich hatte ich eine Anschrift, wenn auch unter Umständen nicht die seine. Und da ich von den anderen beiden nur die Handynummern hatte, schrieb ich beiden eine kurze erklärende SMS. Die Antworten kamen prompt, ich war mehr als überrascht. Der eine fragte gleich nach meinem Alter, er suchte eine rüstige Dame. Nein, das bin ich definitiv nicht, rüstig. Und es waren mir auch zu viele Rechtsschreibfehler im Text, ich merkte, ich wurde wählerisch. Der andere, mit dem schrieb es sich flüssig, wir wechselten zum Nachrichtendienst „Telegram“, haben nicht nur noch Kontakt, sondern uns inzwischen auch tatsächlich getroffen. Irgendwie stand der Nachmittag aber unter keinem guten Vorzeichen, Schulterzucken, hm. Interessant genug für ein 2. Treffen aber allemal.
Inzwischen, Frau kommt aus dem Staunen nicht heraus, hat ein weiterer Brief des „Amerikaners“ den Weg zu mir gefunden. Text auf Deutsch, vereinfacht doch die Konversation deutlich, ein Hauch von Humor blitzt durch die wenigen Zeilen, vielleicht antworte ich doch noch einmal. Ach nein, wie ich mich kenne ganz bestimmt 😊
Chiffre ins Glück? Nein, ganz sicher nicht, aber dafür anderes wie Abwechslung, Abenteuer, ein Hauch von Spannung, offene Fragen (warum das billige Papier?), Zeitvertreib, neue Bekanntschaften, ein bunter Strauß an Möglichkeiten. Auf jeden Fall keine Niete!